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Aus der Geschichte zweier Dörfer

Grietherbusch, Grietherort wurden geprägt vom mächtigsten Strom Europas, dem Rhein.
Der Rhein entspringt in der Gotthard Gruppe, Schweizer Alpen. Nach einer Fließlänge von 1320km mündet er in den Niederlanden in die Nordsee. Dabei berührt oder durchfließt er die Schweiz, Liechtenstein, Frankreich, Deutschland und die Niederlande. Das gesamte Einzugsgebiet des Rheins umfasst 189.7 0 2qkm. Durch sein dynamisches Fließverhalten prägt der Rhein alleine auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland eine Talauenfläche von 2239qkm. Der Rheinlauf kann heute, aufgrund des Rheinausbaues, grob in vier Abschnitte unterteilt werden: Alpenrhein, Hochrhein, Mittelrhein und Niederrhein.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts führte die aufkommende Handelsschifffahrt der Rheinanliegerstaaten und die wachsende Zahl der Ansiedlungen u.a. am Niederrhein zu den ersten größeren flußbaulichen Maßnahmen. Um 1450 wurden flußparallele Banndeiche errichtet, in deren Schutz man Landwirtschaft betrieb. Die den Abflußquerschnitt vermindernden Deiche brachen jedoch mehrfach und bewirkten im Hinterland verheerende Katastrophen, so dass sie unter französischer Herrschaft erhöht und befestigt wurden. Im Zuge der Nutzbarmachung des Rheins und seiner Auen durch den Menschen als Siedlungsgebiet, Trink- und Brauchwasserspender, Abwassersammler, Schiffbarmachung, Land- und Forstwirtschaft und Fischfang wurde dieses Ökosystem speziell in den letzten beiden Jahrhunderten massiv umgestaltet. Am bekanntesten sind dies betreffend wahrscheinlich die einschneidenden Rheinkorrekturen nach Plänen von Johann Gottfried Tulla in den Jahren 1817 bis 1885.
Die Rheinschlinge Rees, Esserden, Bienen, Praest, Dornick (der Altrheinarm Bienen-Praest zeugt davon) veränderte seine Lage Anfang des 17. Jahrhunderts in die Rheinschlinge Grietherort Dornick,
wodurch Grietherbusch zur rechtsrheinischen Siedlung wurde.
Um die Fließlänge des Rheinabschnittes am Niederrhein zusätzlich zu verkürzen, wurden in der Zeit von 1770 bis 1822 sechs Kanäle bzw. Durchstiche geschaffen, die die Lauflänge insgesamt
um 15km verkürzten. Der Durchstich Grieth-Grietherort wurde 1819 - 1822 gebaut. Dadurch wurde Grietherort rechtsrheinisch.
Die menschlichen, politischen und kirchlichen Beziehungen hielt man zu Grieth aufrecht. Erst durch den Bau der Brücke Grietherbusch - Grietherort 1963 war eine endgültige Abkoppelung möglich. Seit Anfang der 90er Jahre besteht im Sommer eine Personenfährverbindung zwischen Grieth und Grietherort. Sie dient mehr dem Niederrhein -Tourismus. Durch die geographische Lage, beide Dörfer liegen im Rheinvorland, ist die Situation bei Hochwasser dieselbe: alle sitzen im Boot. In den letzten 20 Jahren häufen und verschärfen sich die Hochwasser; das 1995er führte dazu, dass in vielen Wohnungen Wasser stand. Banndeichrückverlegungen sind die große Lösung, eine Optimierung der Sommerdeichanlage in Grietherbusch und eine Erhöhung der Zuwegung nach Grietherort eine Notwendigkeit. Aber um dies zu erreichen, müssen alle Einwohner noch lange gegen den Strom rudern.

Johannes Heveling (Juli 1999, Grietherbusch)